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Geschichte

Eine der ältesten Siedlungsspuren der Schweiz befindet sich südlich der Ortsgemeinde Pfäfers, in der Ortsgemeinde Vättis. Das bekannte Drachenloch mit seinen prähistorischen Funden soll vor rund 50 000 Jahren den Steinzeitmenschen auf ihren Jagdzügen als Stützpunkt gedient haben.  Schon in der späteren Bronzezeit müssen die Seitentäler des Rheintals von Jägern oder Älplern erneut begangen worden sein. Die Anfänge einer eigentlichen Besiedlung des Taminatales reichen vermutlich weit hinter die Römerzeit zurück. In der auf die Bronzezeit folgenden Eisenzeit wurde das Rheintal von den Rätiern bewohnt. An der Landquart und rheinabwärts bis zur Saar wohnte der Stamm der Rhukantier, einer der zwei wildesten Stämme der Rätier. Von den Römern, die sie bekämpften wurden sie als wild und furchtbar geschildert. Die Räthier wohnten in Dorfgemeinschaften.  Da bei den Rätiern Überbevölkerung herrschte, war das Land bis in die Alpentäler hinein besiedelt. Die Rätier betrieben Vieh- und Alpwirtschaft. Sie rodeten viele Alpen, so wahrscheinlich auch im Taminatal. Die Rätier bildeten auch die ersten Alp- und Allmeindgenossenschaften.  

Ca. 50 v. Chr. brechen die Römer von Gallien her in die Schweiz ein und unterjochen die Helvetier. Zum Schutz gegen die Rätier liessen sie am unteren Ende des Walensees starke Wehrtürme errichten. 15 v. Chr. kommen die Römer auch über die Alpen und über den Walensee. Sie eroberten in gewaltiger Schlacht, die vielleicht in unserer Gegend stattfand, das nördliche Alpenland. Die Rätier wurden unterworfen. Die räthischen Siedlungen und Schutzburgen wurden verbrannt oder zerstört. Das Land wird römische Provinz Raetia mit der Hauptstadt Curia. Im Laufe der Zeit vermischen sich die Rätier und die Römer und so entsteht das rätoromanische Volk.

Die Römer bauen vorzügliche Strassen. Eine besonders bei Überschwemmungen begangene Route war der Kunkels als Verbindung von Magia (Maienfeld) und Reichenau. Überall bauten die Römer Befestigungen zum Schutz des Strassenverkehrs, so auch auf St. Georg. In unserer Gegend hat man viele Funde aus der Römerzeit gemacht. Römische Mauern auf St. Georg, ca. 1000 römische Münzen im Gemswald ob Vättis, römische Münze der Kaiserin Faustina (141 n. Chr.) gefunden im Wingert bei St. Georg.

Nach einer Legende soll im Jahre 721 in Pfäfers ein Benediktinerkloster gegründet worden sein. Nach der Sage zog der hl. Pirmin von Reichenau über den Bodensee mit 12 Mönchen in unsere Gegend. Sie machten sich daran, ein Kloster in Marschlins über dem Rhein zu errichten. Bei den Bauarbeiten schnitt sich ein Zimmermann mit einer Axt ins Bein so dass sein Blut über die frischen Holzspäne traufte. Da kam eine weisse Taube geflogen, nahm einen Holzspan getränkt mit 3 Blutstropfen in den Schnabel und flog über den Rhein die Anhöhe hinauf. Die Männer die die Taube verfolgten sahen wie die Taube den Span auf der Anhöhe fallen liess. Die Männer verstanden das als einen Wink Gottes und beschlossen hier das Kloster zu bauen. Sie nannten den Ort Favares d. h. Buchenwald. Das Kloster Pfäfers führte die Taube mit dem blutigen Span in ihrem Wappen. Das Wappen ist 1390 im Liber Aureus zum ersten mal aufgeführt (Taube mit Span auf goldenem Grund). Noch heute trägt die Ortsgemeinde, sowie die Pol. Gemeinde Pfäfers die Taube mit dem blutbefleckten Span in ihrem Wappen. Das Kloster Pfäfers feierte 1721 das tausendjährige Bestehen mit dem Guss einer Mileniumsglocke. Die Ortsgemeinde Pfäfers führte im 19. Jahrhundert wie aus alten Schriften ersichtlich ein Tatzenkreuz im Wappen. Das Kloster wurden 1838 aufgehoben.

 

Altes Wappen Ortsgemeinde Pfäfers (Tatzenkreuz)

 

tkeuz

 

1835                                                     1882

 

Um das Jahr 1000 war das Kloster im Besitze fast aller Ländereien im Taminatal. Die Talbewohner waren mit wenigen Ausnahmen hörige des Kloster, sog. Gotteshausleute. Die dringlichen Angelegenheiten (Pachtverträge, Steuern, Gesetze und Verordnungen) lagen beim Kloster. Die richterlichen Angelegenheiten wurden durch den Klostervogt geregelt. Sie gingen 1483 an die eidgenössischen Vögte über. Aus dieser Zeit (1448) stamt auch die älteste Urkunde im Ortsgemeindearchiv Pfäfers. Für gemeinschaftliche Aufgaben bestanden noch immer die Genossenschaften, sog. Nochpurschaften. Diese wählten einen Vorsitzenden und legten die geltenden Satzungen für die gemeinsame Nutzung der Alpen, Allmeinden sowie der gemeinsamen Aufgaben zur Abwehr von Unheil und Schutz vor Naturereignissen fest. Teils bekamen die Nochpurschaften Alpen und Allmeinden von Kloster zu ewigem Erblehen, das verzinst werden musste (Findels) teils befanden sich diese im Besitz der Nochpurschaften. Im Archiv der Ortsgemeinde Pfäfers liegt ein Gemeindebüchlein mit solchen Satzungen aus dem Jahre 1604. In diesem Büchlein ist auch die Aufnahme neuer Nochpuren (Bürger) verzeichnet. Aus diesen Nochpurschaften entstanden die heutigen Ortsgemeinden. Die französsische Revolution verschaffte den Lehensleuten des Klosters 1798 die volle Selbständigkeit. Durch finanzielle Abgeltungen konnten sich diese von den Lasten des Klosters befreien. Bei der Schaffung des Kantons St. Gallen in Jahre 1803 entstanden die Pol. Gemeinden. Aus den Nachpurschaften wurden die Ortsgemeinden. Die Pol. Gemeinde Pfäfers besteht aus den vier Ortsgemeinden Pfäfers, Vättis, Valens und Vasön.

Alteingesessene Bürgergeschlechter der Ortsgemeinde Pfäfers sind: Bislin, Basler, Berry, Dünscher, Egger, Gartmann, Gort, Göpfert, Jäger, Joos, Kohler, Kressig, Kleeb, Mader, Müller, Nigg, Riederer, Rupp, Schwitter, Schett, Schneider, Steinbacher, Tschalär, Zumber.

Ab 1803 bis in die 60 Jahre des 19. Jahrhunderts war das Schul-, Kirchen- und Armenwesen ebenfalls der Ortsgemeinde unterstellt. Besonders das Armenwesen belastete die Kasse der Ortsgemeinde sehr. Die Einnahmen des Armenfondes bestanden lediglich aus den Heiratstaxen und Spenden. Eine gute Einnahmequelle für die Ortsgemeinde war bis zum Viviansturm der Holzschlag in den eigenen Wäldern. Von 1855 bis ca. 1965 wurde auf Ortsgemeindegebiet in Vadura Schiefer abgebaut, was zusätzliche willkommene Einnahmen brachte. Seit der Inbetriebnahme der Kraftwerke Sarganserland bekommt die Ortsgemeinde jährlich einen Anteil des Wasserzinses.

Ebenfalls auf dem Gebiet der Ortsgemeinde Pfäfers entspringt die weltbekannte Pfäferser Thermalquelle. Die heisse Quelle soll nach der Sage im Jahre 1083 zum erstenmal entdeckt worden sein. Nach einer späteren Neuentdeckung setzte 1241 der Badebetrieb ein.

  • Autor: J, Riederer